Projekt Saatgut

  • von Surya Thelen
  • 30 Okt., 2019

Damit Saatgut wieder Gemeingut wird

Nicht wundern, denn heute will ich euch meine Erfahrungen und mein gewonnenes Wissen aus meiner Zeit in einem Saatgutprojekt vorstellen. Das beschreibe ich ausführlicher, weil es einfach sehr wichtig für uns alle auf diesem Planeten Erde ist. 

Bei einem gemeinsamen Treffen mit Freundinnen wurde die Idee geboren – Arbeiten als Aushilfe für 4 Wochen im September auf einem Biolandhof in Esperstoftfeld, in der Nähe von Flensburg. Das Besondere an dem Hof, auf dem 20 verschiedene Gemüsekulturen angebaut werden: sie vermehren das eigene Saatgut und haben 2009 mit einem eigenen Züchtungsprojekt begonnen. Dabei steht die Züchtung von samenfesten Sorten an erster Stelle.

Aber es ist alles etwas komplizierter für mich als Laie als ich dachte. Es brauchte schon seine Zeit dort, bis ich einiges bezüglich der Züchtung verstanden habe.

Also. Hier etwas zum Hintergrund:

Saatgut war einmal Gemeingut, heute ist es in weiten Teilen der Welt Wirtschaftsgut. Durch die Global Player, die Saatgut patentieren lassen und im Vorfeld bäuerlich strukturierte Landwirtschaften weltweit drängen, ihr eigenes, indigenes Saatgut durch Hybridsaatgut zu ersetzen, wird Saatgutgewinnung kommerziell ausgebeutet.  

Hybriden werden ausschließlich auf Ertrag und Uniformität gezüchtet, was für die industrielle Landwirtschaft maßgeblich ist, denn die gleiche Erntereife ermöglicht eine schnelle Abernte. Das Feld wird für die nächste Kultur schneller nutzbar gemacht und es bedarf keiner Zwischenfrüchte. Die Zauberformel heißt: Düngung und Einsatz von Pestiziden.

Der Preis für eine solche Vorgehensweise ist hoch, der Zauber tödlich. Nach der Abernte liegt der Boden brach. Die Beikräuter sind besiegt. Aus eigener Kraft wächst aus der Erde nichts mehr.  

Anders als im privaten Garten. Wie schnell ist eine kahle Stelle wieder aus sich selbst heraus begrünt. Im ökologischen Landbau wird mit Kulturnetzen gearbeitet, mit viel Hacktechnik dank Maschinen oder auch mit der guten alten Handarbeit, sprich Jäten.

Samenfeste Sorten und Formenvielfalt:

Samenfeste Sorten sind insofern gut, als dass die Gemüsesorte aus dem jeweilig produzierten Samen wieder ausgesät werden kann. Damit gewinne ich mein eigenes Saatgut und brauche es nicht zu kaufen. Sie sind widerstandsfähig und haben eine hohe natürliche Varianz in ihrem Erbgut. In meinen Worten: das Leben in ihnen ist kraftvoller, resistenter, ist anpassungsfähig an den jeweiligen Standort – aber auch eigensinniger. Somit sind sie nicht so gut zu kontrollieren und zu regieren.😊

Wenn also samenfeste Sorten nicht immer mal wieder verkreuzt werden, entsteht z.B. eine unvorhersehbare Formvielfalt, die vor allem im Verkauf nicht erwünscht ist.

Die Verkreuzung übernehmen im Übrigen vorwiegend die Hummeln und Bienen. Denn auch beim biologischen Anbau gilt: die VerbraucherInnen suchen sich vorwiegend die wohlgeformten, gradlinigen und süßen Möhren aus.

Für die Hobbygärtnerin mag das kein Problem darstellen, für den ökologischen Landwirt ist es eine. Darum werden auch Hybriden mit samenfesten Sorten gekreuzt. Solange, bis sich eine Sorte entwickelt, die den Anforderungen der Züchter entspricht.

Ein Beispiel für Züchtung:

Verschiedene Möhrenhybriden lässt man zusammen abblühen. Dann wird die abgeerntete Saat wieder gepflanzt. Die sich zeigenden Früchten werden dann nach vorgegebenen Kriterien selektiert und verkreuzt.

Der Prozess wiederholt sich so oft, bis die gewünschte Möhrenlinie erscheint. Diese Saat hat dann durch die vorab festgelegten Auslesekriterien eine hohe Homogenität, ist resistenter gegenüber Krankheiten und hat schlummernd, sprich genetisch, eine hohe Anpassungsfähigkeit, wenn sich die Lebensumstände für die Pflanze ändern. Sie ist gesund und sortenecht.

Das alles dauert allerdings Jahre und ist in dieser Zeit für die Züchterbetriebe sehr kostenintensiv.

Wenn dann eine Linie als Sorte anerkannt wird, weist sie die genannten Anlagen auf und ist viel ausgereifter, als die Sorten, die die verlangte Sortenreinheit nicht aufweisen. Und, sie kann im nächsten Jahr aus abgeblühten Pflanzen wieder ausgesät werden.

Da wo Gemüse professionell angepflanzt und verkauft wird, ist diese Art von Saatgut unerlässlich.

Bitte:

Nun, es gäbe noch viel mehr und noch tiefgehender über Saatgut zu berichten. Aber das ist hier nicht mein Anliegen. Vielmehr: Damit Saatgut wieder Gemeingut wird, achtet beim Kauf bitte möglichst auf samenfeste Sorten. Die beiden Firmen Bingenheimersaatgut.de und die Sativa-biosaatgut.de vertreiben dieses Saatgut. Es gibt auch noch andere Firmen. Erkundigt euch, bei Interesse. 

Um die Sortenvielfalt auf unserem Teller zu gewährleisten, machen diese Züchterprojekte unschätzbare Arbeit. Ich bin nach diesen Erfahrungen in den Verein eingetreten. Mit 5 € im Monat unterstütze ich diese sinnstiftende Arbeit. Wenn Du Dich dem anschließen magst, hier ist die Adresse: www.saat-gut.org. Hier wird alles noch mal ausführlicher beschrieben, was ich oben angerissen habe.

Die Auswahl an Bildern zeigt, wo ich überall mitgearbeitet habe. Meine Hauptarbeit lag schon im Bereich der Züchtung, doch hin und wieder durfte ich auch im Erwerb aushelfen. Und letztlich, sogar den Trecker fahren. Das war schon besonders.

Meine Wertschätzung für die Menschen und Tiere in allen Formen, die dazu beitragen, dass wir so selbstverständlich jeden Tag unser Gemüse auf dem Teller haben, ist enorm gestiegen. An dieser Stelle, Danke an Alle. Vor allen an diejenigen, die ich auf dem Hof kennen lernen durfte. Es hat mir große Freude bereitet, mit Euch zu arbeiten. Und auch nochmal herzlichen Dank an Heinz-Peter und Barbara, die das alles zur Verfügung stellen. Und natürlich an Ute Rettmann, Nartaki, die mir diese Tür geöffnet hat.  

Zu Hause angekommen, habe ich mich sofort bei einer solidarischen Landwirtschaft angemeldet. Wenn ich Glück habe, wird in naher Zukunft auch im Raum Reutlingen eine eröffnet. So stehe ich noch auf der Warteliste. Zwischenzeitlich achte ich vermehrt darauf, bei regionalen AnbieterInnen einzukaufen, und lerne neue Höfe und Mühlen in meiner Umgebung kennen.

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